

Mindestens zwei Tote bei Anschlag vor Synagoge in Manchester an Jom Kippur
Bei einem Anschlag vor einer gut besuchten Synagoge in Manchester sind am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zwei Menschen getötet und drei weitere schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Angreifer sei vermutlich ebenfalls tot, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Premierminister Keir Starmer zeigte sich "entsetzt", König Charles III. reagierte "zutiefst erschüttert und traurig".
Wegen des Feiertages Jom Kippur, der traditionell mit Beten und Fasten begangen wird, war die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt. Die Polizei von Manchester aktivierte den nationalen Einsatzplan zur Terrorismusbekämpfung.
Die Beamten wurden gegen 09.30 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MESZ) zum Tatort vor der Synagoge Heaton Park im Stadtteil Crumpsall gerufen. Ein Augenzeuge habe gesehen, wie "ein Auto auf Menschen zufuhr und einem Sicherheitsmann ein Messerstich versetzt wurde", teilte die Polizei mit. Zunächst hatte es geheißen, es würden vier Menschen behandelt, die "durch ein Fahrzeug und Messerstiche" verletzt worden seien.
Die Beamten hätten Schüsse abgegeben und "ein Mann wurde getroffen, vermutlich der Tatverdächtige", teilte die Polizei weiter mit. Sein Tod konnte wegen "verdächtiger Gegenstände an seinem Körper" zunächst nicht bestätigt werden. Experten zur Bombenentschärfung waren vor Ort.
Der Community Security Trust (CST), eine jüdische Organisation, die antisemitische Vorfälle erfasst, teilte mit, sie arbeite mit der Polizei und der örtlichen jüdischen Gemeinde zusammen. "Dies scheint ein entsetzlicher Anschlag am heiligsten Tag des jüdischen Jahres zu sein", erklärte CST und dankte der Polizei und dem Sicherheitspersonal der Gemeinde, "die umgehend reagiert" hätten.
Premierminister Starmer erklärte, er sei "entsetzt über den Angriff auf die Synagoge von Crumpsall" im Norden Manchesters. "Die Tatsache, dass sich dies an Jom Kippur ereignet hat, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es noch furchtbarer", erklärte Starmer im Onlinedienst X. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Betroffenen. Starmer dankte den Rettungsdiensten sowie allen Ersthelfern.
Der britische Regierungschef brach seine Teilnahme am Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen ab. Bevor er den Rückflug antrat, kündigte er eine erhöhte Polizeipräsenz vor allen Synagogen in Großbritannien an. "Ich kann bereits sagen, dass zusätzliche Polizeiposten vor Synagogen im ganzen Land eingesetzt werden und wir alles tun werden, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen", sagte er.
Der britische König Charles III. erklärte, er und Königin Camilla seien "zutiefst schockiert und traurig über den furchtbaren Angriff in Manchester, besonders an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft".
Der Bürgermeister von Manchester, Andy Burnham, sagte dem Rundfunksender BBC, die Stadt habe mit einem "schwerwiegenden Vorfall" zu tun. "Gleichzeitig kann ich sie etwas beruhigen, weil die unmittelbare Gefahr vorbei zu sein scheint." Die Polizei habe "sehr schnell" darauf reagiert, "mit großartiger Unterstützung" von anderen Bürgern und der Sicherheit vor Ort, sagte er. Burnham appellierte an die Bevölkerung, nicht in Online-Netzwerken zu spekulieren.
Laut dem Institute for Jewish Policy Research lebten 2021 mehr als 28.000 Jüdinnen und Juden in Manchester, einer der größten jüdischen Gemeinden in Großbritannien.
Der Anschlag fand wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag des Angriffs der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel statt, bei dem nach israelischen Angaben 1219 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums bereits mehr als 66.000 Palästinenser getötet.
Der Angriff in Manchester erinnert an den Anschlag auf die Synagoge von Halle vor sechs Jahren. Der Rechtsextremist Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019, ebenfalls an Jom Kippur, versucht, die Synagoge der Stadt zu stürmen und die dort versammelten 52 Gemeindemitglieder zu töten. Das scheiterte an der gesicherten Eingangstür und Ladehemmungen seiner selbstgebauten Waffen.
Unmittelbar danach erschoss der Attentäter in der Stadt eine Passantin auf der Straße und einen jungen Mann in einem Dönerimbiss. 2020 wurde der Täter wegen zweifachen Mordes und dutzendfachen Mordversuchs zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
J.Dupont--JdCdC