

Arbeitslosenzahl sinkt wieder unter drei Millionen - Herbstbelebung aber schwach
Am deutschen Arbeitsmarkt zeichnet sich bislang nur eine schwache Herbstbelebung ab. Zwar sank im September die Zahl der Arbeitslosen wieder unter die symbolträchtige Drei-Millionen-Schwelle, die sie im August erstmals seit mehr als zehn Jahren überschritten hatte. Allerdings fehlten dem Arbeitsmarkt "weiterhin die notwendigen Impulse für eine kräftigere Belebung", erklärte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles.
Die Arbeitslosenquote sank im September um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent, wie die BA am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Zahl der Arbeitslosen ging demnach um 70.000 auf 2,955 Millionen zurück. Bereinigt um jahreszeitliche Einflüsse lag sie jedoch um 14.000 höher als im Vormonat; verglichen mit dem September des vergangenen Jahres waren 148.000 Menschen mehr arbeitslos.
Das Risiko, durch den Verlust der Beschäftigung arbeitslos zu werden, sei zwar vergleichsweise niedrig, nehme aber "stetig zu", heißt es im aktuellen Monatsbericht der BA. Gleichzeitig liegen demnach die Chancen, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden, auf einem "historisch niedrigen Niveau". Die Arbeitgeber seien "nach wie vor zurückhaltend bei der Meldung neuer Stellen".
Im Jahresvergleich sank die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Arbeitsstellen um 66.000 auf 630.000. Der BA-Stellenindex, der die Nachfrage nach Personal in Deutschland abbildet, blieb im September unverändert bei 98 Punkten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fällt der Indikator damit neun Punkte geringer aus - das Allzeithoch vom Mai 2022 wird nach Angaben der Bundesagentur gar um 40 Punkte unterschritten.
"Trotz einer leichten Herbstbelebung bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt angespannt", kommentierte Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) die aktuellen Arbeitsmarktzahlen und verwies auf die Folgen des russischen Angriffskrieges und die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, die der deutschen Wirtschaft weiterhin zu schaffen machten. "Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung mit dem 500-Milliarden-Investitionspaket die Voraussetzung dafür geschaffen hat, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und Arbeitsplätze zu sichern", fügte sie hinzu.
Im Schulterschluss mit den Unternehmen müsse es nun gelingen, "den notwendigen Strukturwandel so zu gestalten, dass Wertschöpfung und Arbeitsplätze langfristig am Wirtschaftsstandort erhalten bleiben", erklärte die Ministerin.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger mahnte angesichts der aktuellen Zahlen Reformen an. "Die Balance am Arbeitsmarkt kippt", warnte er. "Die Beschäftigung wächst praktisch nur noch im öffentlichen Dienst, in Erziehung und Gesundheit." Im produzierenden Gewerbe gehe sie hingegen zurück. "Das ist aber das Rückgrat unserer Wirtschaft."
Reformen seien daher "keine politische Kür, sondern ökonomische Pflicht", forderte Dulger. Konkret nötig seien "echte Entbürokratisierung, zukunftsgerichtete Sozialstaatsreformen und Vorfahrt für Arbeit statt Nicht-Arbeit".
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Rietenberg sprach sich für eine "vorausschauende Politik" aus, die "Weiterbildung, Fachkräftegewinnung und soziale Sicherheit" zusammenführen müsse."
BA-Chefin Nahles mahnte im Sender Welt TV einen stärkeren Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt an. Der Weg der "Modernisierung, der Digitalisierung, der Verbindung von Know-how mit KI in Deutschland" müsse konsequent vorangetrieben werden, sagte sie. Dies könne ein entscheidender Impuls sein.
M.Meunier--JdCdC